Unterricht ist Beziehungsarbeit. Das ist auch das Elixier, das guten Unterricht auszeichnet.
Mit der Integration ganz unterschiedlicher Kinder in die Regelklasse wird die Beziehungsarbeit noch vielfältiger und für den Klassenzusammenhalt noch wichtiger. Für Lehrpersonen ist dies eine zusätzliche Herausforderung, die Pädagoginnen und Pädagogen erfüllt. Allerdings steht dem oft das mangelnde Vertrauen gegenüber, der ausgesprochenen oder unausgesprochene Verdacht, dass sie nicht allen Kindern gerecht werden. Damit gesellt sich zur Beziehungsarbeit die Nachweisarbeit, die sehr viel Zeit frisst, welche Lehrpersonen nur bedingt aufbringen wollen oder können. Auf Klick wollen Eltern, Vorgesetzte oder andere Bezugspersonen jederzeit und aktuell den Stand zum Kind XY sehen, grafisch erfassen können, wie es im Vergleich mit der Klasse, den anderen Klassen oder gar weiter vernetzt steht. Ohne Nachweis ist nichts glaubwürdig und damit anfechtbar. Auch wenn diese Erwartung durchaus berechtigt ist, sie hat ihren Preis. Zunehmend verschiebt sich die Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen hin zu Nachweisarbeit. Das Zeitgefäss für alles rund ums Unterrichten wird kleiner, obwohl die Diversität das Gegenteil verlangt. Mit grossen Klassen schränkt sich zudem die Zeit für die individuelle Begleitung ein, die Grundvoraussetzung für Beziehungsarbeit.
Diese Entwicklung schwächt sich nicht ab, wenn kein Gegensteuer gegeben wird. Wir fordern die Überarbeitung des Berufsauftrags wie er im Reglement für Lehrpersonen in Artikel 20 festgelegt ist. Entsprechend erwarten wir eine Senkung der Lektionszahlen und die Gewährung der Klassenlehrpersonenentlastung auch im Zyklus 1 und 2. Die Rahmenbedingungen müssen dringend zulassen, dass Unterricht Beziehungsarbeit bleibt.