Wir stehen im Kanton Freiburg vor einem grossen Lehrpersonenmangel. Dringend werden Lehrer und Lehrerinnen gesucht. Mit der bevorstehenden Sanierung der Pensionskasse werden bis zu 600 Lehrpersonen weggehen. 10-15% der Junglehrpersonen steigen nach dem ersten Berufsjahr aus, die Ausbildungsplätze bleiben beschränkt. Steht das gute Freiburger Bildungssystem auf der Kippe?
Es braucht dringen Massnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Lehrberufs in Freiburg. Ein hohes Berufsethos, grosse Wertschätzung und gute Arbeitsbedingungen sind anziehend. Wo muss dringend angesetzt werden?
Der Staatsrat setzt auf Innovation, wirtschaftliche Entwicklung und auf die Revolution 4.0. Leider drückt er aber zum Investitionsausgleich auf die Arbeitsbedingungen der Lehrpersonen: keine oder ungenügende Unterstützung bei komplexen Aufgaben im Bereich Integration und Migration, dem Auftrag nicht entsprechende Klassengrössen, immer mehr Aufgaben ohne entsprechende Entlastungen. Effizienz und Qualität will er mit einem TOP-DOWN fördern. Das führt zunehmende zu Spannungen bei allen. Lehrpersonen brennen frühzeitig aus oder sie steigen vorzeitig ganz aus, Männer steigen schon gar nicht ein, Frauen steigen ein, um eine für sie tragbare Familien-Beruf-Lösung zu haben.
Im Endergebnis aber fehlen unseren Schülerinnen und Schülern die Lehrpersonen aber auch die männlichen Vorbilder auf ihrem Bildungsweg. Die Anpassung nach unten steht im Raum, die Vorgesetzten haben eine überdurchschnittliche Herausforderung im Organisations- und Rekrutierungsbereich und die Eltern suchen zunehmend andere Schulungsformen.
Ein Teil des Images liegt in den Händen der Lehrpersonen: das hohe Berufsethos. Glaubwürdig und damit authentisch sein; Freude und Vertrauen geben und leben; Kinder und Jugendliche als integre Persönlichkeiten sehen, die Fehler machen dürfen; Fach- und Methodenkompetenz lebenslang aufbauen, weiterentwickeln, einsetzen. Wir stehen hinter dem Berufsleitbild, den Standesregeln des LCH.
Mehr dazu: LCH https://www.lch.ch/webshop/publikationen-lch/
Eine grosse Wertschätzung und die guten Arbeitsbedingungen liegen in den Händen der Eltern und des Staates als Arbeitgeber.
Die meisten Lehrpersonen erhalten eine grosse Wertschätzung seitens der Eltern. Sie schöpfen daraus die Energie, sich weiterhin mit Freude für die Schülerinnen und Schüler einzusetzen. Kritik gehört dazu; ihr müssen sich Eltern, Lernende und Lehrende stellen.
Laut unseren Umfrageergebnissen fehlt den Lehrpersonen vor allem die Wertschätzung seitens des Arbeitgebers. Damit ist nicht ein Danken zum Jahrsende gemeint. Sie drücken sich aber u.a. auch in den Arbeitsbedingungen aus. Erlauben diese, das ganze Arbeitsfeld im gegebenen Zeitrahmen motiviert und engagiert zu erfüllen, dann fördert dies die Qualität der Bildung.
Die Arbeitsbedingungen zehren jedoch an den Kräften der Lehrpersonen. Dadurch sinken Motivation und Arbeitszufriedenheit zunehmend. Attraktive Arbeitsbedingungen jedoch ziehen Arbeitssuchende an.